Dresden, 29.06.2020
Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten irritiert mit rassistischen und antisemitischen Tweets
Am 29. Juni sorgte der Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Siegfried Reiprich, mit zwei privaten über seinen Twitteraccount verbreiteten Nachrichten für parteiübergreifende Irritationen. Neben einem Tweet, in dem Reiprich provokant die Frage stellte, ob es sich bei den Randalen in der Stuttgarter Innenstadt um eine "Bundeskristallnacht oder 'nur' ein südwestdeutsches Scherbennächtle" handele, was von Kommentator*innen als Verharmlosung der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 gedeutet wurde, veröffentlichte er am selben Tag auch eine als rassistisch interpretierbare Nachricht. In dieser verwendete er ein angeblich von Peter Scholl-Latour stammendes Zitat, mit welchem dieser "schon vor mehr als zehn Jahren" darauf hingewiesen habe, dass "Wir" in die Position "einer bedohten Minderheit" geraten würden. Zur Konkretisierung des "Wir" verwendete Reiprich dem rassistischen Jargon entlehnte Gruppenkonstruktionen und schrieb, dass er damit die "Weißen, Kaukasier oder wie immer man es nennen will", meine. Zwar entschuldigte sich Reiprich aufgrund der Kritik für seine Tweets und entfernte diese von seinem Profil, die Begründung aber lässt an seiner Aufrichtigkeit zweifeln. So wehrte er sich in einem Interview mit dem Evangelischen Pressedienst gegen seine Kritiker*innen, indem er anführte, dass er unterschätzt habe, "wie groß das Erregungspotenzial und Skandalisierungsbedürfnis ist und wie intolerant das Meinungsklima" sei. Bereits eine Woche vor Veröffentlichung seiner Tweets hatte die Stiftung Sächsische Gedenkstätten bekannt gegeben, dass der Vertrag mit Reiprich statt im Januar 2022 am 30. November 2020 aufeglöst werde. Hintergrund dieser Entscheidung seien "im Wesentlichen" gesundheitliche Gründe.